Konfrontation – Assimilation – Resignation? (Teil I)

Vorweg:

Nein, die Borg sind nicht gelandet. Für jene, die Enterprise TNG überhaupt noch kennen.

Der gemeine Bürger – oder auch Bürgerin – unserer heutigen Gesellschaft mag sich mittlerweile auch oft als „besorgt“ bezeichnen, wenn er das aktuelle Geschehen in der eigenen Gemeinde oder Stadt, dem Bundesland, dem Land oder in Gesamteuropa verfolgt. Einerseits stehen wir Terrorangriffen hilflos gegenüber, ohne einen Schimmer zu haben, wie wir dort als Einzelner etwas ändern könnten. Andererseits nimmt der Fremdenhass, um nicht zu sagen Rassismus, linear proportional zur Flüchtlings-„Problematik“ zu. Hierbei kann aber jeder Einzelne etwas tun – und sei es nur Stellung zu beziehen, wozu es auch gehört seine eigenen Vorurteile, Meinungen und Einstellungen zu hinterfragen.

Ist es der richtige Weg einfach zu resignieren und zu hoffen, dass die Politik beide Themen – sowohl die Krise der richtigen Integration aller „Nicht-im-eigenen-Land-geboren-und-aufgewachsenen-Ausländern“ (im Folgenden kurz als „kulturelle Ausländer“ bezeichnet) als auch die zunehmend ansteigende Gewalt gegen besagte Ausländer aber auch gegen jene, deren ethnische Abstammung lediglich nicht im eigenen Land liegt, und ebenso gegen alle Helfer, Unterstützer und Verteidiger ethnischer und kultureller Ausländer – in den Griff bekommt?

Es ist ein absoluter Irrglaube, zu denken, beides sei ein Phänomen der letzten Monate. Im Gegenteil! Schon seit Jahrzehnten bilden sich immer mehr Subkulturen, die auf diversen Fremdkulturen basieren. Dies gilt für muslimisch Stämmige (man erinnere sich an die Christuskreuz- und Kopftuchdiskussionen in den Schulen der 90er und 2000er) ebenso wie für dem Christentum zugehörige aus dem Nahen Osten (Stichwort Leiharbeiter des 20ten Jahrhunderts), aber auch für US-amerikanische Soldaten auf den noch immer bestehenden Stützpunkten. Die kulturellen Differenzen sind gewisslich unterschiedlich groß bzw. gravierend, aber sie sind auch zu unseren nächsten Nachbarn vorhanden: von der liberalen Drogenpolitik der Niederlande über die geringeren Ansprüche an Gehalt und Unterkunft der Arbeiter aus Osteuropa, die gerne ausgenutzt wird, bis hin zur unbestreitbaren Essensthematik: „Heute italienisch, griechisch, kroatisch, französische haut cuisine, etc.?“.

Blickt man auf die oft betrauerte „Verrohung“ der deutschen Sprache, deren Sprecher gerne die Kasus vertauschen, sich durch „kreativen“ Satzbau auszeichnen und das Genus der meisten Worte für ungenießlich erachten, sodass erst gar nicht mehr zur Verwendung kommt, wird bereits ersichtlich, wie schief die Integration auf der Sprachebene bereits seit Jahrzehnten läuft, denn für eine Manifestation in der Alltagssprache bedarf es mindestens einer Generation.

Nebenbei erwähnt: Kulinarische Einflüsse hingegen nehmen wir allerdings gerne an, da sie uns eher bereichern als uns auf irgendeiner Ebene zu berauben, wenngleich das „typisch deutsche Essen“ immer unbeliebter zu werden scheint – Pizza und Pasta sind Umfragen nach schon beliebter als die Currywurst (ja ja, auch die Currywurst ist nicht so deutsch, wie sie scheint; die Assimilation ist nur schon älter).

Zurück zur Sprache – ein Muss als Germanistin: Auch Fremdsprachen können die eigene Sprache bereichern! Das ist insbesondere im Vokabular der Fall: Kaum einer weiß wohl (sprachlicher Assimilation sei dank), dass unser „Keks“ seinen Ursprung im cake hat, trotz semantischer Veränderung, jedermanns „Handy“ kennt der englischsprachige Raum als mobile oder cell(phone) und die Medizin wie auch der gesamte IT-Bereich u.a. wären aufgeschmissen ohne das Fachvokabular aus diversen Fremdsprachen wie Latein, Griechisch, Englisch usw. Doch genau hier liegt der Hund begraben, es spricht nichts gegen eine Bereicherung der Sprache durch zusätzliche Vokabeln, die es ermöglichen, sich zeitgemäß auszudrücken. Aber wehe die Sprache wird beschnitten! Doch auch hier haben wir zwei Seiten der Medaille. Einerseits werden manche Aspekte durch den Sprachwandel obsolet, am Beispiel des Deutschen: Es bedarf keines Ablativs, da das Deutsche über entsprechende Adverbien verfügt, es bedarf auch keiner Verbendungen für jede Person aufgrund der konsequenten Verwendung von Personalpronomen. Der Grund für grammatischen Sprachwandel ist schwer auszumachen, da es sich meist um einen schleichenden Vorgang handelt. Aber es gilt immer der Grundsatz: So einfach wie möglich und möglichst eindeutig – aber kulturelle Belange können dabei relevant sein, wie beim Pronomon der dritten Person Plural des Französischen.

Bevor ich mich in Rage schreibe, komme ich mal lieber zur Kehrseite der Medaille. Am offensichtlichsten sind wohl die Ersetzungen bekannter Vokabeln durch fremdsprachige, das „Ja“ wird zum „yeah“, das „Lied“ zum „Song“ und die „Kids simsen“. Außerhalb der sogenannten Jugendsprache haben wir aber auch den „Roomcleaner“ und den „Manager“ statt der „Putzkraft“ und des „Unternehmers“. Brauchen oder wollen wir das? Diese Frage muss wohl jeder für sich individuell beantworten. Letztendlich entwickelt sich die Sprache immer weiter, problemtisch wird es aber dann, wenn das Gegenüber sich nicht mehr verständlich auszudrücken weiß. Um das zu können, bedarf es eben im Rahmen der Integration eines ausreichenden Sprachunterrichts, der leider viel zu wenig Beachtung findet.

Auch dies ist ein Moment, der für jeden Einzelnen relevant ist. Man betreibe aktive Sprachpflege indem man seine Sprache selbst pflege und sich angemessen artikuliere, was automatisch, wenn auch nur im Nanobereich, auf das Umfeld abfärbt. Und nein, das bedeutet weder die Wiedererweckung des aussterbenden Genetivs noch die stete Korrektur anderer Sprecher! Sprache ist lebendig, sie wächst und verändert sich, sie ist stets im Fluss und jede Unterbrechung einer Unterhaltung dämpft den Kommunikationswillen, dann doch ist es doch besser selbst im Laufe des Gesprächs den Fehler aufzugreifen und in korrekter Weise zu verwenden.