Drugs & Rock n‘ Roll

Drogen und Musik, Musik als Droge, Drogen, die einen imaginäre Musik hören lassen… All das ist so alt wie die Menschheit und ihre Zivilisation selbst. Gerade in schweren Zeiten und bei Krankheiten sind Drogen und Musik auf die eine oder andere Art und Weise wichtig. Ich höre schon das Entsetzen: Was? Drogen zu nehmen ist doch eine Krankheit per se?! Ja und nein. Ja, insofern, dass die regelmäßige ‚Überdosierung‘, die einen Rauschzustand gewollt auslöst, zur psychischen Abhängigkeit, also zur Sucht führt. Das Nein gründet sich auf Paracelsus: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“ (Die dritte Defension wegen des Schreibens der neuen Rezepte). Der englische Sprachgebraucht gibt das besser wider, denn sowohl Drogen im Sinne von Sucht als auch Medikamente werden als drugs bezeichnet. Aber auch im Deutschen versteckt sich dieser Zusammenhang noch im Drogeriemarkt (drugstore). Also wie jetzt?

Aristotelisch natürlich! Die Mitte ist das Maß der Dinge, nicht zu viel und nicht zu wenig, wenngleich der Mensch immer zur Extreme neigt und seine Vernunft und seinen Verstand bemühen muss (zu irgendwas müssen die zwei ja auch gut sein), um die Mitte zu bestimmen und zu halten (nachzulesen in der Nikomachischen Ethik).

Wir haben also wieder zwei Seiten einer Medaille, einer zugegebener Maßen sehr alten: Die schimmernde, polierte auf der einen und die abgegriffene, angelaufene, unschöne auf der anderen Seite. Freilich sind Drogen nichts, was man jedem in unbegrenzt verfügbarer Menge zur Verfügung stellen sollte, ohne dass der Konsument entsprechend aufgeklärt ist und vernünftig damit umzugehen weiß. Nicht umsonst sind legale Drogen wie Alkohol und Zigaretten erst ab einem bestimmten Alter zu erwerben, wenngleich Alkohol und Zigaretten weitaus schädlicher sind/sein können im Übermaß als manche verbotene Droge. Kultur und Lobbyisten spielen dabei die Hauptrolle. Die Dunkelziffer Alkoholkranker, die Statistiken zu Folgeerkrankungen wie Leberzirrhose, Herz-Kreislauf-Erkankungen etc. zeigen deutlich, wie gefährlich der Konsum sein kann. Alle Unfalltoten, langfristig geschädigte Dritte durch Alkohol am Steuer oder im Beruf kommen zudem noch oben drauf. Wie böse die Kippen sind, kann jeder auf den Packungen nachlesen… Ja doch, so ein bisschen versucht unsere Regierung auch diese Drogen in den Griff zu bekommen, das muss ich zugestehen. Dennoch vertrete ich die Einstellung, dass den Lobbyisten und der Wirtschaft noch zu viel Macht abgetreten wird. Gerade beim Alkohol müssten härtere Maßnahmen her – inklusive Aufklärungskampagnen im großen Ausmaß. Der Verherrlichung und Bagatellisierung von Alkohol als Genussmittel zum Essen, im Essen etc. muss die Stirn geboten werden. Genug der Poltik gewettert – vorerst. Unter den illegalen Drogen gibt es freilich auch hochriskante Vertreter, wie Heroin, Kokain, LSD, Crystal Meth (Mr. Heisenberg lässt grüßen) usw. Ihnen allen ist gemein, dass sie nicht nur in Windeseile zur Sucht, sondern auch durch das andocken an bestimmte Rezeptoren (u.a. Opioid-Rezeptoren) zur physischen Abhängigkeit führen und damit in immer größerer Dosis gebraucht werden, um das erwartete ‚Highgefühl‘ zu bekommen. Ganz davon abgesehen, dass ein Entzug hart ist – psychisch und physisch, führt der Konsum auf kurz oder lang zum Tod (Ok, zugegeben, das Leben ist letztendlich auch tötlich), sei es durch eine Überdosierung oder durch ein Versagen des Körpers aufgrund all der ‚Nebenwirkungen‘ oder aufgrund noch toxischerer Streckmittel.

In diesem Sinne eine Schweigeminute mit „Prince-aka-TAFKAP-Gedenkschuhen“ (wer das nicht versteht, ist zu jung)

R.I.P. Prince aka TAFKAP

… und auch für alle Mitglieder des „Forever-27-Clubs“.

Unterm Strich wissen wir, dass Drogen böse sind… sein können. Aber dem Palliativpatienten wollen wir nun nicht seine Morphiumpumpe wegnehmen, uns selbst nicht den Hustensaft oder die Antibiotika und dem Anästhesisten nicht seine Narkosemittel, damit wir im Falle einer notwendigen Operation nicht jeden schmerzenden Schnitt spüren. Doch auch im medizinischen Bereich ist es nicht kein Wunder immer wieder von Abhängigkeiten zu hören, sogar Nasenspray und Lippenpflege gehören zu den Übeltätern. Gewiss ist das Risiko und der Entzug, äh, das Absetzen bei Psychopharmaka und Anästhetika erheblich höher bzw. schwerer. Aber dennoch gilt: Auch ‚Medizin‘, die bei der Heilung helfen soll, kann sowohl psychische als auch physische Abhängigkeit hervorrufen. Wenngleich der behandelnde Arzt die Aufsicht hat, ist ein Missbrauch (spätestens bei freiverkäuflichen Arzneien) nicht auszuschließen. Immerhin ist die Medizin schlau genug manchmal in die Vergangenheit zu blicken und den Nutzen alter Drogen wie zum Beispiel des Morphins wiederzusentdecken und auch einzusetzen, wo es nötig ist. Das ist natürlich nur möglich, wenn die Politik mitspielt und sich nicht quer stellt. Vor rund 30 Jahren gehörten noch alle Opiumderivate zu den illegalen Drogen, mittlerweile bekommt man einiges schon wieder auf Rezept, was in der Schmerztherapie eine große Rolle spielt. Auch wenn keine Heilung davon ausgehen mag, so wird doch die Lebensqualität unter Umständen erheblich verbessert.

Opium, gewonnen aus Mohnpflanzen, im Grunde also ganz natürlich. Sogar der menschliche Körper schüttet bei Bedarf Opioide bzw. Hormone aus, die an selbige Rezeptoren andocken (Endorphin), um Schmerz zu lindern und die Stimmung zu heben. Opium hat aber auch eine dunkle Seite, da es schnell zur Abhängigkeit führt und die Toleranzentwicklung sehr zügig vonstattengeht. Sobald die Rezeptierung ausbleibt und kein vernünftiges Ausschleichen stattgefunden hat, ist ein Abdriften in die Illegalität mit den Gefahren ‚verunreinigter‘ Drogen, die schnell auch zum Tod führen können, eigentlich schon vorprogrammiert. Da hilft dann auch kein Naproxen mehr… Aber auch weniger gefährliche Medikamente können in einer entprechenden Dosierung tötlich sein. Hier gilt immer: Der Konsument muss eine gewisse Verantwortung für sich übernehmen und mit Vernunft, Verstand und Vorsicht mit den Hilfsmitteln umzugehen wissen. Dem Arzt – im ambulanten Bereich – bleibt lediglich seine Menschenkenntnis, um beurteilen zu können, wie der Patient mit den ihm verschriebenen Medikamenten umgehen wird (im stationären Bereich ist die Kontrolle durch die tägliche Medikamentausgabe weitaus einfacher).

Lange Rede, umfangreicher Sinn: Lieber Bundestag, bitte segnet den Gesetztesvorschlag zu Cannabis als Medizin ab. Die Risiken sind geringer (es gibt nicht einen Toten durch Cannabis!), die Wirkung ist gegeben, auch wenn ihr nicht genug Studien habt (macht welche, ich stelle mich auch zur Verfügung). Opioide sind legal, bekommt man auf Rezept, aber ihre Wirkung ist weitaus schlechter als die von THC für FMS-Patienten, das man derzeit nur mit einer Ausnahmegenemigung bekäme und preislich für chronische Schmerzpatienten, die oft, wenn überhaupt, nur ein geringes Einkommen haben, unerschwinglich. Ihr sprecht doch immer davon, dass wir keine Zweiklassengemeinschaft sein wollen in Deutschland, also soziale Gerechtigkeit bitte!

Weiterführende Links:

Da hätte ich doch fast die Musik vergessen: Auch Musik kann heilend wirken bzw. Geräusche (60Hz = das Schnurren einer Katze, das nachweislich die Selbstheilungskräfte aktiviert) und gute Laune (Stichwort Endorphine) auslösen. Aber sie kann auch krank machen, wenn sie zum Beispiel zum Stressor bzw. als Lärm empfunden wird. Ihre Wirkung ist zwar geringer als die anderer Drogen, aber die Nebenwirkungen sind dafür gar nicht vorhanden.

In diesem Sinne, legt den Presslufthammer beiseite, schmeißt die Möbel aus dem Fenster, denn ich brauch Platz zum dancen… Yippie Yippie Yeah Yippie Yeah … Krawall und Remmidemmi!